INTEGRATIONSZENTRUM FÜR MIGRIERTE PFLANZEN (IZMP)

www.izmp.eu

Forschungszentrum – Vorträge, Installation des Temporären Sprachlabors
Seit 2017

unterschiedliche Teile wurden freundlicherweise unterstützt von:
BMKÖS, Land Steiermark, Stadt Graz, Universität Graz, AIL, Stadt Wien

 

Ausstellungsansicht: IZMP (Das Sprachlabor), Neue Galerie Graz, 2019-2020
Fotos: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner

Ausstellungsansichten: IZMP (Das Sprachlabor), Neue Galerie Graz, 2019-2020
Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner

Satire als radikale Kritik verstanden, Provokation als Humor, der nicht selbstläufig ist, der Veränderung will – so dass man irgendwie am Ende mit einer gewissen Irritation dasteht, mit einem Lachen, das einem fast im Hals stecken bleibt. Man sieht viele offene Fragen, auf die es keine Antwort gibt in diesem provokanten Stück Laborarbeit. 

Elena Messner
Schriftstellerin

Das IZMP wurde in unterschiedlichsten Formen (Installation des Sprachlabors, Showroom, Lecture Performance, …) ausgestellt und ist auch auf May I introduce: Alien vertreten. 2019 wurde es  im Rahmen des Förderungspreises für zeitgenössische bildende Kunst mit einem Arbeitsstipendium des Landes Steiermark ausgezeichnet.

Berichterstattung

Postcoronal Lab 
ARTfaces Steiermark
JMU Radio-Television of Vojvodina
ORF Steiermark heute, 28.11.2019: Förderungspreis für zeitgenössische bildende Kunst
Kleine Zeitung 2019
ICOM Ceca Konferenz 2019
Kultur Online 2019
Südwest Presse, 2021, Marcus Golling
NZU, 2021, Veronika Lintner
altertuemliches.at, 2019
Kronen Zeitung Steiermark, 2019, Michaela Reichert

IZMP

Ausstellungsdetail „Hacking the Network“, Galerie U10, Belgrad (RS), 2017

Textauszug zu IZMP:

In oftmals kollaborativen Arbeitsweisen und kollektiven Prozessen geht Lena Violetta Leitner insbesondere Zusammenhängen zwischen Kunst und Wissenschaft, vor allem im Bereich der Biologie, aber auch der Sprache und Gesellschaft, auf ästhetische Weise nach. So gründete sie 2017 ein Integrationszentrum für Migrierte Pflanzen – abgekürzt IZMP –, in dem sie mit ironischem Hintersinn aktuelle weltpolitische Flucht- und Migrationsbewegungen im Spiegel unseres Verhaltens gegenüber Pflanzen fokussiert.

Ausgehend von Fakten, die sie mit spekulativer Fabulation vermengt, geht Lena Violetta Leitner mithilfe des Forschungszentrums den (kolonialen) Geschichte(n) sogenannter invasiver Pflanzen und im Besonderen des Japanischen Staudenknöterichs nach.

Als invasive Neophyten gelten Pflanzen, die nach 1492 in Folge menschlichen Handelns in Regionen gekommen sind, in denen sie vorher nicht vorkamen. Obwohl ursprünglich im 17. Jahrhundert gezielt nach Europa importiert, lange Zeit sehr geschätzt und trotz seiner Nützlichkeit der wichtigen Bindung von Schwermetallen in der Erde, wurde der Japanische Staudenknöterich vor wenigen Jahren aufgrund seiner Schnellwüchsigkeit und hohen Anpassungsfähigkeit, mit der er andere Pflanzen verdrängt, aus ökonomischen Gründen als Problempflanze klassifiziert und in Folge bekämpft. Die Klassifizierung als unerwünschte Migrantin und die sprachliche Diffamierung als invasive Pflanze wurde gerade im Jahr 2015 im Zuge verstärkter globaler Fluchtbewegungen für rechtspopulistische Propaganda in Österreich missbraucht. In einer Gegenbewegung fragt Leitner mit ihren Arbeiten daher, wie und warum wir Pflanzen als scheinbar >fremd< respektive >heimisch< klassifizieren und geht so Aus- und Abgrenzungsmechanismen nach.

Sie kreierte unter anderem die Installation Sprachlabor (2017), in der die Pflanzen mit
Deutsch- und Verhaltenskursen beschallt werden, während der elektronische
Widerstandswert ihrer Blätter gemessen wird, um ihre Integrationsfähigkeit in Österreich zu untersuchen. Bei dauerhaft hohem Widerstand werden die Pflanzen zurückgesandt, während ein niedriger Widerstandswert zu einem Integrationspass führt. Die laborartige Installation wird flankiert mit einer Lecture Performance, die unter anderem unseren Gebrauch und unser Verhältnis zu günstigen, exotischen Zimmerpflanzen aus dem Gartencenter thematisiert und damit Ambivalenzen zwischen gewollten und unerwünschten pflanzlichen Migrant:innen aufzeigt.

Julia Katharina Thiemann
Kuratorin

Ausstellungstrailer „Kunstreichgewächse – Bitte gießen!“, Museum Ulm (DE), 2021

IZMP – Das Sprachlabor, Zweigstelle Sterngasse, 2017
Video: Birgit & Peter Kainz