Lena Violetta Leitner ist eine Künstlerin, die oft die direkte Auseinandersetzung mit dem Publikum sucht. Ihre partizipativ und kollaborativ geprägte künstlerische Praxis schafft Raum für interaktive Kommunikationsprotokolle, wodurch ergebnisoffene künstlerische Prozesse schwerwiegend und gleichzeitig vordergründig unterhaltsam sein können. 

Für diesen Kontext gestaltet Leitner einen Reality-Show-Wettbewerb, dessen Kandidat*innen Pflanzen sind. Sie wählt einige Exemplare verschiedener invasiver Arten aus, die laut Wettbewerbsvorgabe das Stigma „Fremdheit“ tragen. Die Grazer Öffentlichkeit ist dazu aufgerufen, via QR Code für diejenigen abzustimmen, die aus dem Bepflanzungsplan der Stadt gestrichen werden sollen, wobei Woche für Woche nach und nach jene ausgeschlossen werden, die einer öffentlichen Zurschaustellung nicht für würdig befunden werden.

Wie in anderen Fällen verknüpft die Künstlerin ihre ökologischen Anliegen mit geopolitischen und sozialen Themen, ohne die Aufmerksamkeit von Ersterem abzulenken. Im Gegenteil: Sie versucht, deren Schnittpunkte auf eine Weise zu untersuchen, die ihre gegenseitige Abhängigkeit und Durchsetzung hervorhebt. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie sich nicht schelmisch Fluchtwege aus dieser misslichen Lage ausdenkt.

Magda Radu
Kuratorin, Salonul de projecte
in: „Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst 2023“